Snowboarding Reverse Snowboarding Reverse Snowboarding Reverse
Clemens Millauer 

Snowboarding Reverse

09.12.2021

Upside down. Boy, you turn me. Clemens Millauer dreht im Absolut Park für sein Video-Projekt "Snowboarding Reverse" einmal alles um. Im Interview spricht der er über diese einzigartige Challenge.

Clemens, wie kommt man auf die verrückte Idee, sein Snowboard zu packen, und statt von oben nach unten zu fahren, alles auf den Kopf zu stellen und stattdessen bergauf über die Piste zu cruisen?

Ganz ehrlich: Weil ich es mir nicht vorstellen konnte, dass das wirklich funktioniert und das der Reiz war, es in die Realität umzusetzen. Ich habe vor einigen Jahren ein Video geschaut von Ken Block und Torstein Horgmo, wo Elements integriert waren, Obstacles verkehrt herum zu fahren, gegen die Richtung. Das hat mich damals schon geflasht und für 'Snowboarding Reverse' habe ich mir gedacht: Wie cool wäre es eigentlich, wenn man einen ganzen Berg von unten nach oben Rückwärts fährt und jedem, der normal auf der Piste fährt, entgegenkommt ... jetzt weiß ich es.
© Markus Berger - Red Bull Content Pool
Natürlich kannst auch du die Schwerkraft nicht gänzlich außer Kraft setzen: Wie hast du es geschafft, den Berg zu bezwingen?

Klar, wenn man mit dem Lift auf den Berg fährt, kommt man dank Schwerkraft automatisch wieder ins Tal zurück. Ich habe mir für 'Snowboarding Reverse' Hilfsmittel gesucht, die mich auf den Berg hinaufziehen. Ich habe den Skilift gegen Seilwinde, Skidoo und Hubschrauber getauscht – was auf den ersten Blick einfacher klingt, als es dann war. Das ist komplettes Neuland und sportlich eine echte Herausforderung, die Rails und Kicker genau andersrum anzufahren. Und da rede ich noch gar nicht von den Kräften, die auf einen wirken, die ich so vom Snowboard-Sport noch nicht kannte, wenn man von einem Hubschrauber mit 60 bis 80 km/h über eine Piste gezogen wird.
© Markus Berger - Red Bull Content Pool
... es kommt auch nicht jeden Tag vor, dass man sich als Snowboarder von einem Hubschrauber ziehen lässt.

Absolutely true! Wir haben in der Projektplanung alle möglichen Varianten durchgespielt, wie ich von unten nach oben komme. Seilwinde und Skidoo waren natürlich Fixstarter auf unserer Setlist. Aber ein Hubschrauber – no way, das ist verrückt und kann nicht klappen! Nach den ersten Video-Calls mit den Flying Bulls war jedoch klar, dass es klappen wird, mich mit dem Heli einen Teil der Strecke zu ziehen und sie mit am Start sind. Denn um einen Kicker von der falschen Seite zu springen, brauchten wir viel Geschwindigkeit – das konnte nur so klappen. Ich wusste nicht, wie es sich anfühlen wird, wenn der Heli am Seil zieht, an dem ich mich festhalte. Da war der Respekt vor dem ersten Testrun schon extrem groß. Aber nach dem Testrun war für mich sofort klar: Es klappt, die Flying Bulls Piloten Christoph und Mirko haben die AS 350 B3+ "ÉCUREUIL" richtig gut im Griff und ich kann auf der Piste mit dem Snowboard auch mit den Kräften umgehen, die auf mich wirken. Solche G-Kräfte habe ich sonst noch nie gespürt.

„Wenn der Hubschrauber anzieht, musst du richtig gut am Board stehen, denn diese Naturgewalt verzeiht nicht den kleinsten Fehler.“

Du überwindest ja nicht nur die Piste von unten nach oben, sondern es stellt sich dir ja so einiges in den Weg. Gefällte Bäume und ein Speicherteich müssen bezwungen werden und die Skihütte darf auch nicht fehlen. Was waren für dich als Snowboarder die größten Challenges bei 'Snowboarding Reverse'?

Bergauf kann viel passieren und wir haben jede Herausforderung angenommen. Durch einen Palfinger-Kran oder über einen Audi zu springen oder mit dem Snowboard übers Wasser zu sliden ist auch nicht ganz alltäglich. Da denkt sich jetzt auch meine Oma, ob ich komplett verrückt bin. Sportlich war natürlich der Perspektivwechsel die größte Challenge. Ich bin in meinem Leben einen Park schon so oft von oben nach unten gefahren. Das Umdenken, das ad acta legen von bekannten Abläufen, weil alles umgedreht ist, das war schon echt krass. Wenn ich auf die Landung hinaufschaue und ich weiß, ich muss den Kicker springen: Auch wenn ich gefühlt schon eine Million Mal die Rails angefahren und umgekehrt gesprungen bin – der 'Snowboarding Reverse' hat das ganze Projekt auch von der Technik richtig tricky gemacht. Vor allem beim letzten Sprung über den Kicker die Geschwindigkeit richtig einzuschätzen, damit ich nicht overshoote und zu früh im ‚Loch‘ lande. Auch der Rope Swing aus dem Lift war echt nicht ohne, weil ich das zwar im Wasser schon öfter gemacht habe, aber noch nie von einem Lift runter auf die harte Piste. Das war ein ziemlicher Adrenalinkick.
© Sam Strauss - Red Bull Content Pool
Weil eine Challenge allein für dich nicht genug Herausforderung ist, hast du natürlich bei 'Snowboarding Reverse' auch noch zusätzliche Stunts eingebaut. Dafür haben die Snowboarder Adi Kreiner und Christoph Buchacher, Nina Gigele und sogar deine Freundin und Olympiasiegerin Anna Gasser als 'Statisten' ausgeholfen. Wie fühlt sich denn Gegenverkehr auf der Piste an?

„Ganz ehrlich, das ist absolut crazy, wenn dir auf der Piste plötzlich jemand entgegenkommt.“

Nicht nur für mich, sondern auch für mein Gegenüber. Das war extrem schwierig für den Kopf und dann musste es vor allem vom Timing her zu 100 Prozent zusammenpassen, damit alles klappt. Darum war es enorm wichtig, dass Leute mit dabei sind, denen ich absolut vertrauen kann und die selbst ganz genau wissen, was sie zu tun haben. Mit Anna, Nina, Adi und Buchi war die Action-Crew ein Traum. Da konnte ja quasi nichts mehr schiefgehen bei unseren Stunts im Absolut Park.
© Sam Strauss - Red Bull Content Pool
Das klingt alles so easy und schaut im Clip so spielerisch einfach aus. Aber es steckt so viel Qualität, Professionalität und Timing dahinter, sonst würde vieles gar nicht klappen.

Natürlich stecken da Teamwork und so viele Stunden Arbeit dahinter. Man muss sich gegenseitig vertrauen und jeder muss sehr gut mit seinem Sportgerät umgehen können, damit jede Bewegung sitzt und aufeinander abgestimmt ist. Der Ablauf musste im Takt sein, damit die 'Gegenverkehrs-Situationen' sicher ablaufen und auch im Clip richtig cool aussehen. Darum auch echter Respekt für die Video-Crew, die einen richtig guten Job gemacht hat. Ohne einem eingespielten Team rundherum bist du auch als Einzelsportler aufgeschmissen – das gehört einfach immer dazu. Egal ob im Weltcup oder bei Video-Parts: Darauf kann ich mich einfach immer verlassen.