Genau dafür machst du es Genau dafür machst du es Genau dafür machst du es
Stefan Kraft 

Genau dafür machst du es

27.12.2022

Olympiasieger mit der Mannschaft, dreifacher Einzel-Weltmeister, zweifacher Gesamtweltcup-Sieger und einen Goldenen Adler in der Vitrine: Stefan Kraft hat in seiner Karriere ordentlich abgeräumt, aber noch lange nicht genug. Im Vorfeld des Tourneestarts spricht der Pongauer über unbeschreibliche Gefühle, seine Beziehung zu Garmisch, das Spezielle an seinem Beruf und die Spuren, die er hinterlassen möchte.

Gibt es Rekorde, die für die Ewigkeit sind?

Das glaube ich eher nicht. Es entwickelt sich immer alles weiter, jeder strebt nach noch mehr - es wird neues erfunden, neues gebaut, um dadurch die Verbesserung der Leistung möglich zu machen. Bei den aktuellen Schanzen ist es sehr schwierig einen neuen Weltrekord zu springen. Aber ich hoffe und glaube, dass er irgendwann gebrochen und 300 Meter Ski geflogen wird.

Was macht den Mythos der Tournee für dich aus? Was braucht es für deinen zweiten Gesamtsieg, wo hast du den Hebel angesetzt?

Das legendäre und prestigeträchtige Kräftemessen auf den vier Schanzen ist für uns Skispringer jedes Jahr eines der größten Highlights. Das Finale ist immer daheim und für mich besonders speziell, da ich aus Bischofshofen komme. 2014/2015 ist alles sehr schnell gegangen, ich war noch sehr jung. Es war sicher einer meiner schönsten Erfolge daheim den Goldenen Adler zu bekommen. In letzter Zeit hat es immer ein bisschen in Garmisch gefuchst. Ich habe im Sommer wieder Freundschaft mit der Schanze geschlossen. Es funktioniert im Training teilweise echt sehr gut, wir waren ein paar Mal dort und haben alles darangesetzt, dass es im Winter auf dieser Schanze auch wieder einmal klappt.

Wo siehst du das größte Potential für die Weiterentwicklung deiner Sportart, was treibt dich an?

Wenn ich wüsste, was im Skispringen der Goldgriff für die Weiterentwicklung wäre, oder wo das hingeht, würde ich es auch machen. Was mich beim Streben einer der Besten zu sein motiviert und an meiner Sportart fasziniert, ist oft gar nicht, wenn ich ganz oben stehe und die Hymne höre, also wofür man lebt, trainiert und alles tut. Ich bin zum Beispiel im Sommer bei einem Trainingssprung in Bischofshofen über 150 Meter gesprungen, das ist extrem weit.

Das Gefühl in der Luft, oder zehn Meter nach dem Absprung, genau dafür trainierst du, genau dafür machst du es.

Auch wenn es nur ein Trainingssprung im Sommer war, es war ein unbeschreibliches Gefühl. Am besten wäre es natürlich, das in einem wichtigen Wettkampf zu zeigen, aber es ist auch im Training wunderschön.

Was macht deinen Beruf so speziell?

Auf jeden Fall die Flugfahrt. Ohne Motor und Segel nur mit deinem Körper, Ski und Anzug zu fliegen, ist einfach der pure Adrenalinkick.

Wie entscheidend ist der Rückenwind von den Rängen?

Die Fans sind unheimlich wichtig für uns. Das hat man zuletzt wieder beim Weltcupfinale in Planica gemerkt, wo 15.000 Leute da waren. Es war ein ganz anderes Springen und Fliegen, mit ganz anderen Emotionen. Wir brauchen die Fans unbedingt!

Apropos Zukunft, welche Spuren willst du als Sportler hinterlassen?

Ich möchte so wahrgenommen werden, wie ich bin, möchte mich durch das was ich erreicht und geleistet habe nicht verstellen. Ich möchte einfach der Stefan Kraft bleiben, der ich als kleiner Bub war und das möchte ich auch, wenn ich mit dem Skispringen aufgehört habe.