„Du musst ein lockerer Hund sein“ „Du musst ein lockerer Hund sein“ „Du musst ein lockerer Hund sein“
Im Gespräch mit Hans Knauß: 

„Du musst ein lockerer Hund sein“

11.01.2024

Seit über 20 Jahren pflegt Audi mit den Hahnenkamm-Rennen in Kitzbühel eine enge und erfolgreiche Partnerschaft – und das aus gutem Grund. Die wohl größte Herausforderung im alpinen Skirennsport gilt gleichermaßen als Klassiker und perfekt inszeniertes Spektakel. Kein anderes Rennen kann es in punkto Faszination und Emotion mit der Streif aufnehmen. Im Vorfeld der 84. Auflage plaudert Hans Knauß über seinen persönlichen Triumph, unvergessene Momente und sein erstes Mal. Außerdem verrät der 52-jährige Schladminger, wovon er bis heute zehrt und wen er den Sieg am kommenden Wochenende zutraut.

Hans, du hast den Audi SQ8 e-tron einen speziellen Härtetest unterzogen, in dem du die Streif auf umgekehrten Weg besichtigt hast. Wie lautet dein Fazit, was hat dich besonders überrascht?

Was mich beim vollelektrischen Allradantrieb schon immer fasziniert hat, ist diese lautlose, aber dafür umso kräftigere Beschleunigung. Der Audi SQ8 e-tron zeichnet sich zudem durch seine Fahrdynamik aus, das Lenk- und Kurvenverhalten wurde definitiv optimiert. Kurzum, es war die komfortabelste und angenehmste Besichtigung in meiner gesamten Karriere (lacht).
Kannst du dich noch daran erinnern, was dir unmittelbar vor deinem allerersten Abfahrtsrennen in Kitzbühel im Starthaus durch den Kopf gegangen ist?

Es war brutal. Ich habe zweieinhalb Stunden warten müssen, weil es so viele schwere Stürze gab und der Helikopter ständig im Einsatz war. Ich war nervös und extrem angespannt, Angst kam hinzu, es war völlig verrückt. Ich habe alles darangesetzt, ruhig zu bleiben und versucht, mich bestmöglich auf meine Aufgaben zu konzentrieren. Das ist mir dann auch ganz gut gelungen, aber es war ein Höllenritt, der unvergesslich bleibt.

Du meinst, dass man die Streif nicht neu erfinden, sondern einfach zur eigenen Strecke machen muss. 1999 ist dir das eindrucksvoll gelungen, welche Bilder und Emotionen von damals hast du heute noch im Kopf?

Ich hatte gleich nach ein paar Fahrsekunden einen Fehler, bin viel zu direkt in den Steilhang rein, habe gewusst jetzt oder nie und bin die brutale Linie gefahren. Ich wusste, es geht nicht mehr anders und ich bin heute noch stolz, dass mir diese Variante und letztendlich der Sieg gelungen ist. Die Massen, der Jubel, die Atmosphäre bei der Siegerehrung – es war ein Gefühl, als würde ich schweben. Von dem zehre ich noch heute.

„Man muss die Streif nicht neu erfinden, man muss sie einfach zu seiner eigenen Strecke machen.“

Inwiefern hat sich die Linienwahl auf der Streif in den letzten Jahren verändert?

Die Linie hat sich stark geändert, das liegt am optimierten Material und den Athleten, die sich physisch wie psychisch weiter und weiterentwickeln und alles noch brutaler ausreizen. Die Strecke ist mittlerweile sicher um 200 Meter länger geworden, weil sie zum Einbremsen der Streif die Tore weiter raussetzen. Du fährst also noch mehr Kurven und trotzdem ballern die da mit unglaublichen Zeiten herunter. Nach der Hausbergkante hat man extra eine Umfahrung einbauen müssen, weil die Läufer immer schneller werden – da ist der Sport schon ziemlich an seinen Grenzen.

Siege auf der Streif haben Kult-Status, welche Bestzeit hat dich am meisten beeindruckt, welche Siege und Sieger bleiben unvergessen?

Definitiv der Streckenrekord von Fritz Strobl mit 1:51,58 Minuten aus dem Jahre 1997. Damals ist es so dahingegangen, das Rennen war fast nicht mehr kontrollierbar. Unvergessen bleibt auch die Wahnsinnsfahrt von Stephan Eberharter 2004. So wie der da von der Hausbergkante runtergestochen ist, Respekt, das war einfach nur genial.

Wie lautet dein Tipp für die 84. Auflage – wer macht das Rennen am Freitag, wer setzt sich 24 Stunden später durch?

Es sind da wie dort die üblichen Verdächtigen. Odermatt ist brutal heiß darauf, dass er die Streif auch einmal gewinnt. Er ist sicher der Top-Favorit. Kilde und Kriechmayr muss man sowieso immer auf der Liste haben. Der Südtiroler Florian Schieder hat die Werkzeuge, um hier überraschen zu können, das gilt auch für den einen oder anderen Franzosen.

Stichwort Belastung, wie viel Substanz kosten zwei Rennen binnen 24 Stunden, wird die Fitness speziell am Samstag den Unterschied ausmachen?

Natürlich macht die Fitness und die Frage, wie schnell du regenerierst, viel aus. Vor allem im Kopf. Du musst frisch bleiben, trotz des Trubels abgebrüht genug sein, um nach dem Rennen möglichst gut abschalten und das Drumherum ausblenden zu können. Unterm Strich musst du einfach ein lockerer Hund sein. (lacht)