Es braucht auch Eigenverantwortung Es braucht auch Eigenverantwortung Es braucht auch Eigenverantwortung
Christian Scherer 

Es braucht auch Eigenverantwortung

13.10.2020

Christian Scherer war in den vergangenen acht Jahren im ÖSV für die Leitung Leistungssport verantwortlich, erwarb sich als Sportdirektor der Olympischen Jugendspiele 2012 und als Organisationsdirektor bei der Nordischen Weltmeisterschaft 2019 in Seefeld besondere Verdienste. Jetzt folgt der 35-jährige Osttiroler Klaus Leistner als Generalsekretär im Österreichischen Ski-Verband.

Sie haben mit 1. Oktober 2020 die Agenden des Generalsekretärs von Klaus Leistner übernommen, der über vier Jahrzehnte mit Präsident Peter Schröcksnadel eine überaus erfolgreiche Speerspitze gebildet hat. Wie groß sind die Fußstapfen, die es zu füllen gilt?
„Die Fußstapfen sind natürlich sehr groß, aber ich bin generell der Meinung, dass man Personen nicht imitieren sollte. Ich bin voller Tatendrang, freue mich auf die kommenden Herausforderungen und bin der festen Überzeugung, dass wir als Team die richtigen Akzente setzen können.“
Fotocredit: ÖSV | Erich Spiess
Laut FIS-Renndirektor Markus Waldner kämpft der Skisport aufgrund von Covid-19 ums Überleben, ohne Rennbetrieb würde das System zusammenbrechen. Etliche Skiverbände haben ihre Budgets bereits drastisch gekürzt, wie beurteilen sie die Situation?
„Grundsätzlich pflichte ich der Aussage von Markus Waldner bei, wir müssten mit dramatischen Einbußen rechnen, falls nicht gefahren werden würde. Die Tatsache, dass eine abgespeckte Variante möglich ist und die TV-Rechte geklärt sind, lässt uns aber zuversichtlich nach vorne blicken. Wir sind optimistisch und bereit unseren Beitrag zu leisten.“

Am kommenden Wochenende steht in Sölden der Weltcupauftakt der Damen und Herren auf dem Programm. Das Covid-Konzept hat von den Experten viel Lob bekommen, die Schneekontrolle war positiv, alles ist, wie man so schön sagt, angerichtet.
„Vorweg ein herzliches Dankeschön an die österreichischen Behörden für die Unterstützung und notwendige Flexibilität. Das gilt natürlich auch für unsere Partner, allen voran die Bergbahnen und den Tourismusverband, ohne die das Ganze nicht möglich wäre. Die Hausaufgaben sind soweit gemacht, wir sind uns als Verband auch der Verantwortung bewusst und sehen in der Krise die Chance uns entsprechend zu positionieren. Frei nach Winston Churchill: „Never let a good crisis go to waste”. Wir sind zuversichtlich, dass alles nach Wunsch läuft, aber natürlich braucht es auch die Eigenverantwortung jedes Einzelnen, der in die Abwicklung involviert ist.“
Fotocredit: GEPA pictures
Was trauen sie den heimischen Assen beim Auftakt am Rettenbachferner zu?
„Die gute Abstimmung mit den Behörden und Partnern hat eine frühe Rückkehr auf Schnee erlaubt, wir hatten in Sölden, aber auch am Pitztaler Gletscher ausgezeichnete Trainingsbedingungen, sind sehr gut vorbereitet. Von daher bin ich optimistisch. Wir wollen zeigen, dass wir konkurrenzfähig sind, im Idealfall ums Stockerl mitfahren. Gleichzeitig darf man sich keine Wunder erwarten. Einige kommen von schweren Verletzungen zurück, da braucht es sicherlich noch etwas Geduld.“

Saalbach hat sich gegen Garmisch-Partenkirchen und Crans Montana klar durchgesetzt und den Zuschlag für die Ausrichtung der Ski-Weltmeisterschaft 2025 erhalten. Was waren ihre ersten Gedanken?
„Ich hatte am Tag der Vergabe Geburtstag und dachte mir was für ein schönes Geschenk! Nein, Spaß beiseite, es ist für uns ein absolutes Leuchtturmprojekt, wir haben die Chance mit der Weltmeisterschaft 2025 den Stellenwert des Skisports in Österreich weiter anzuheben, die Chance finanzielle Mittel zu generieren, die wir in den Nachwuchs reinvestieren. Die Freude ist dementsprechend groß. Es freut mich auch riesig für Peter Schröcksnadel, der richtig viel Zeit und Aufwand betrieben hat, damit wir wieder eine Weltmeisterschaft in Österreich haben.“

Abschließend, wieviel Zeit bleibt im bevorstehenden Winter für das persönliche Skivergnügen und welche Tour können sie besonders empfehlen?
„Das ist aktuell schwer einzuschätzen, aber ich hoffe schon, dass ich mit der notwendigen Konsequenz und Disziplin auf den Pisten und in den Loipen rund um meinen Heimatort in Osttirol zum Ausgleich komme. Auch bei der Tourenwahl bleibe ich Lokalpatriot und empfehle die Gegend rund um Obertilliach (lacht).“